Familienpolitik: Die Stunde der Ideologen. Maria Franic


Arme Ursula von der Leyen. Da fordert die Bundesfamilienministerin den Ausbau der Kinderbetreuung, damit das Ja zum Kind etwas leichter fällt, doch erntet sie für diese in der Sache richtige Entscheidung Lob? Keineswegs. Wie so oft sitzen die größten Gegner in der eigenen Partei. So werfen ihr führende Politiker aus der CDU (ihre Gattinnen dürften treu sorgende „Nurhausfrauen" sein) vor, mit ihrer Politik das Familienbild der Union zu gefährden und konservative Wähler abzuschrecken.

Nach den unverständlichen und unqualifizierten Kommentaren des Augsburger Bischofs Mixa (Stichwort Gebärmaschinen-Streit) fühlt sich nun das konservative „Forum Deutscher Katholiken" verpflichtet, dem „kastrierten Kater" - so soll SPD-Chef Beck den streitbaren Kirchenmann mehr oder weniger direkt bezeichnet haben - zur Seite zu stehen. „Das Forum Deutscher Katholiken begrüßt das Engagement von Bischof Walter Mixa und allen Bischöfen, die sich mit ihm zum Schutz der Familie, zum Vorrang der Kindererziehung durch die Eltern und zum Schutz der Würde der Frau in der Öffentlichkeit zu Wort gemeldet haben." Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler!, ist meine biblisch inspirierte Antwort. Nicht nur, dass hier Sachverhalte auf üble Weise bewusst verdreht und für die eigene Sache instrumentalisiert wurden. Wie groß ist die Glaubwürdigkeit einer Institution, die Frauen nach wie vor nur als Putzfrauen haben will, und die das Muttersein auf ein so hohes Podest stellt, dass Frauen zwangsläufig daran scheitern müssen?

Das ganze Vokabular, das die Initiative von Frau von der Leyen begleitet, spricht eine andere Sprache: „Gebärmaschine" oder „die Denkmuster des Familienministeriums erinnerten in beklemmender Weise an die Ideologie der staatlichen Fremdbetreuung von Kindern in der untergegangenen DDR" sind Aussagen von Bischof Mixa, die am Pranger stehen sollten. Die Ideologie dahinter ist klar: Kinderbetreuung ist schlecht. Das bedeutet wiederum, dass Frauen, die ihre Kinder der Kinderbetreuung anvertrauen, Rabenmütter sind. Warum gibt es eigentlich nicht den Begriff „Rabenväter"? Logische Konsequenz konservativer Kirchenvertreter: Frauen, bleibt daheim! Und schon schließt sich der alte Kreis: Kinder - Küche - Kirche. Das ist die Karriere, die vor allem die katholische Kirche nach wie vor für Frauen vorgesehen hat. Jedes andere Modell wird bekämpft bzw. verunglimpft. So auch im aktuellen Fall. Das darf nicht sein.

Wir leben in einem Land, in dem Staat und Kirche weitestgehend getrennt operieren. Und das ist gut so. Auch die Kirchen können ihren Teil dazu beitragen, dass sich mehr Menschen für Kinder entscheiden. Dazu gehört jedoch meiner Meinung nach nicht, ein überholtes Frauen- bzw. Familienbild in die Politik zu tragen. Der Staat wiederum hat nicht die Aufgabe, ein Familienmodell zu favorisieren, sondern vielmehr im Rahmen seiner Familienpolitik die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass für Paare bzw. Familien Wahlfreiheit besteht. Und genau das will Frau von der Leyen erreichen. Wer der siebenfachen Mutter eine kinderfeindliche Politik unterstellt, der sollte sich wirklich schämen.

Eine Frau, die ihr Kind einer kompetenten Betreuung anvertraut, um weiterarbeiten zu können, ist genauso zu respektieren wie eine Frau, die ihren Kindern zuliebe ein paar Jahre aussetzt. An dem Umstand, dass unsere Wirtschaft alles andere als familienfreundlich ist, wird sich so oder so nichts ändern. Im Gegenteil: Sollte der von Frau von der Leyen geforderte Ausbau der Betreuungsplätze an den Kosten scheitern, so ist eher davon auszugehen, dass sich noch weniger Frauen bzw. Paare für ein Kind entscheiden werden. Ein Verlust für unsere Gesellschaft, und das in jeder Hinsicht. Merke: Ideologien oder Klassenkampfparolen helfen niemandem. Schon gar nicht denjenigen, die überlegen, ob sie eine Familie gründen wollen oder lieber nicht.