Katharina Bach: Narben auf meiner Seele
...eine Geschichte über die Achterbahn meines Lebens.
Rez. H.Koese
Narben

Dieses, aus mehr als 40 Tagebüchern zusammengesetzte und in kurzen prägnanten Sätzen erzählte, Stück Frauenliteratur ist in seiner sprachlichen Schnörkellosigkeit auf die notwendigsten Eckpunkte fixiert und bietet mitfühlenden Leidensgenossinnen eine hohe Identifikationsplattform hinsichtlich persönlicher Begegnungen mit Partnern sowie den Achterbahnfahrten eines kämpferischen Lebens, den Sehsüchten wie auch Hoffnungen. Die Autorin legt ein letztendlich emanzipiertes Werk vor, in welchem ihre Verletzlichkeit innerhalb ihrer persönlichen, teils naiv selbst gewählten Schicksalhaftigkeit klar zum Vorschein kommt. Zwar leistet sich die Autorin aus narrativer Sicht keine lyrisch-epischen Passagen, sondern öffnet auf mikroskopischer Ebene kleine, den Plot temporeich vorantreibende Erzählräume, aber inhaltlich enthält ihr Erfahrungsbericht substanziell bedeutende Typologien und Stereotype eingebettet in „unglaubliche Geschichten" ihrer ureigen erlebten „Pechserie". Ihr Werk beinhaltet keine opulenten Gewaltszenen, die in extendo beschrieben würden, doch die generelle Gewalt und Wucht, die auf eine Biografie prasseln kann, wird in unzudringlicher Form offenkundig.

Den Launen der Männer ausgesetzt, gibt sie sich im primitiv-alltäglichen Disput der Geschlechter über die Fläche kämpferisch. Dauerhafte Orgasmusnöte vorgebend avanciert dieser Umstand nahezu in Gestalt eines „Running Gag" zum aussagekräftigen Symbol ihrer Sehnsüchte und erkorenen Glücksparameter. Geldnöte und Schulden, verursacht von „falschen" selbstsüchtigen Partnern, plagen sie regelmäßig. Kellnerjobs, Fahrerjobs, Trödelmärkte, Firmeninhaberin... bewundernswert fleißig versucht sie, finanziell ruinöse Verhältnisse zu beenden, sich zu sanieren, und schafft sich in zahlreichen Neustarts immer wieder eine neue Ausgangsposition gepaart mit der zusehends reifenden Erkenntnis, dass die großen Prüfungen am ende immer zu etwas Gutem führen, um dann aber doch wieder zu Lieben und zu Leiden.

Ein Rauf und Runter also zwischen gescheiterten Befreiungsversuchen aus emotionaler Abhängigkeit einerseits und einem Doch-wieder-zurück-zur-Hölle des prügelnden, trinkenden, eifersüchtigen wie Macht ausübenden Partners andererseits, um es allen Menschen recht zu machen. Ein ständiges Spannungsfeld zwischen Trotzreaktion und „butterweicher", geberischer Rückkehr breitet sich über ihr aus. Sie hat unaufhörlich an die große Liebe und an das Gute zwischen zwei Menschen glaubend, wirklich viel geliebt, aber auf der Suche nach der Lösung, dem Ausgang bleibt immer nur Leben und Welt! So gleitet sie selbstbetrügerisch in den jeweiligen Begegnungen mit Männern bei interpersonell geprägter materieller Orientierung durch einschlägige Milieus, die nahezu dazu aufrufen, stets an den Glänzenden, den Stärksten, also den Falschen zu geraten. Nur so entstehen Stereotype und eben die verhängnisvolle Systematik, die am Ende das gewünschte harmonische Leben, den Erfolg, den klassischen Lebenserfolg versperrt. Jedoch: sie lernt, besteht ihre Prüfungen, zeigt Schneid, ist dabei weder positiv noch negativ, sondern einfach entschlossen! Sie liebt sich und ihr Leben, findet ihren Frieden und ist somit endlich (irreversibel) doch angekommen!

Abschließend bleibt allen Schicksal behafteten, „Selbstbetrug begehenden" zu nennen: Hervorragende, nah am Leben erzählte, geradlinige Frauenliteratur, versehen mit der positiven Botschaft, dass sich im Sinne der „Schule" für jeden ein Weg aus der Hölle und aus der Daseinskrise bietet, und dass es im Leben immer weitergeht. Fazit: Befreiend! Mut machend!


Narben auf meiner Seele...eine Geschichte über die Achterbahn meines Lebens
© 2007 Katharina Bach
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt; ISBN: 978-3-8334-7826-0